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Pessach 2024: Heimatlos

„Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten und lebte dort als Fremder …“ – mit diesen Worten beginnt das Glaubensbekenntnis, das Jüdinnen und Juden am Fest der Erstlingsfrüchte sprechen (vgl. Dtn 26). Der Dank für die erste Ernte ist verknüpft mit dem Dank an Gott und mit der Pflicht zur Erinnerung: die Erinnerung an Heimatlosigkeit, Rechtlosigkeit, an Ausgebeutet-werden und Not, Erinnerung an das Schreien zu Gott – und die Erfahrung: Gott hört das Schreien, sieht die Not und greift ein: Gott führt in die Freiheit!

Diese Befreiung wird jedes Jahr an Pessach gefeiert, nicht nur mit Worten und Lesungen, sondern am heutigen Seder-Abend mit einem besonderen Mahl aus Speisen, die an die harte Arbeit des Volkes Israel in Ägypten und an seine Flucht durch Wüste und Meer erinnern.

Nicht nur das Pessach-Fest, sondern viele Gebote und Verbote der Torah erinnern an die Heimatlosigkeit der Vorfahren und begründen so die aktuelle Verpflichtung, Fremden gegenüber gastfreundlich zu sein und ihnen Grundrechte zu sichern.

Der eigene Migrationshintergrund als Motivation zu sozialem Handeln. Heimatlosigkeit, Ausbeutung, Flucht und (hoffentlich auch) Hilfe für Heimatlose sind brandaktuelle Themen, an die uns das Pessach-Fest erinnert. Mit meiner deutschen Geschichte im Hinterkopf wünsche ich mir, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland heute froh und ohne Angst Pessach feiern können.

Chag Pessach Sameach allen jüdischen Studierenden und Lehrenden an der Hochschule Niederrhein!