Allgemein, Was war

Filmdebüt mit Heimatsucher eV: Zeitzeugen erinnern – 9. November

Auf gute Nachbarschaft
Der Film dokumentiert die Begegnung von SIEGMUND PLUZNIK (90) und CARLO LIETZ (89), denen es im Zweiten Weltkrieg vorherbestimmt war, Todfeinde zu sein. Die Weigerung, sich den Tatsachen zu beugen, beeinflusste ihr Leben nachhaltig und machte sie schließlich zu Nachbarn.

Die beiden Herren leben in der Budge-Stiftung, einem Seniorenheim in Frankfurt, in dem Juden und Christen gemeinsam ihren Lebensabend verbringen. Herr Pluznik ist Jude. Im Nationalsozialismus verfolgt, entschied er sich für den Widerstand. Herr Lietz war deutscher Soldat – eine traumatische Erfahrung ließ ihn desertieren.
 
Man kennt sich. Man schätzt sich. Man grüßt sich beim Mittagessen. Und dann bringt die Neugierde sie zusammen:
Bei gemeinsamen Treffen philosophieren sie über das Leben und begeben sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit. Dabei entdecken sie vor allem eines: Gemeinsamkeiten. So hart die Fronten damals waren, umso tiefer ist das gegenseitige Verständnis und die Freundschaft, die daraus entsteht.
 
 
Filmemacher:
HEIMATSUCHER e.V. ist ein Zeitzeugenprojekt. Wir befragen Überlebende des Holocaust aus ganz Europa zu der Zeit vor, während und nach dem Krieg, um ihre Geschichten zu bewahren und als Zeugen der Zeitzeugen (Zweitzeugen) weiterzuerzählen: mit ebendem Lachen, ebendem Schmerz und ebenden alltäglichen Kleinigkeiten, die unsere Begegnungen mit ihnen unvergesslich gemacht haben.
 
Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass man erst durch eine ganz persönliche Begegnung mit dem Thema dessen Bedeutung – auch für’s Jetzt – fühlt.
Grundlage unserer Arbeit waren bisher fotografische Portraits Holocaust-Überlebender in Kombination mit Interviews. Da Zeitzeugen nicht mehr lange selbst sprechen können, wagen wir uns in ein neues Medium: den Film und ergänzen unsere Arbeit so um einen neuen Wahrnehmungsbereich.
 
 
Biografie:
Seit 2010 hat das Projekt 20 Zeitzeugen interviewt, Ausstellungen in 14 verschiedenen Städten mit rund 8.000 Besuchern realisiert und mit über 2.000 Kindern und Jugendlichen in gezielter didaktischer Arbeit in Ausstellungen und an Schulen über die Wesentlichkeit von Toleranz gesprochen.
 
Der Film »Auf gute Nachbarschaft« ist unser filmisches Debüt. Entgegen der gängigen, isolierten Dokumentation von einzelnen Zeitzeugnissen, beobachtet er die Begegnung zweier Menschen und folgt der Eigendynamik, die so entsteht. Entstanden ist ein intimes Zeugnis.